April 2016 - Das Baugesuch

So habe ich Malawi noch nicht erlebt. Wir sind sehr viel weiter gekommen, als bei früheren Reisen. Das hat seine Gründe. Seit der Reise im November haben Pyoka und ich jeden Montag früh ein Skype Meeting, und machen ein Protokoll. Das heisst, wir haben gelernt, zusammen zu arbeiten und zu kommunizieren. Dadurch war auch vieles vorbereitet, und konnte konkreter angegangen werden. Auch etablieren sich zusehens Beziehungen, und wir gewinnen Vertrauen in einander. Die Zusammenarbeit, die Gespräche mit Architekt und Ingenieur waren viel produktiver, und kreativer, als am Anfang. Man merkt, dass jetzt ein paar Leute da sind, die richtig mitdenken, und uns auch ernster nehmen, als am Anfang. So kommt kontinuierlich Leben in das ganze Projekt.

Wir haben in den zwei Wochen unglaublich viele Meetings gehabt! Aber es ist sehr gut, wenn wir das Netzwerk weiter ausbauen können. Es sind ein paar Stränge, an denen wir gearbeitet haben.

MIPA

Das MIPA ist die offizielle Anlaufstelle für Investoren in Malawi. Während dieser Reise haben wir jetzt unsere Bewerbung mit Businessplan eingegeben, und wurden am 11. April offiziell als Investoren angenommen. Damit haben wir erleichterten und beschleunigten Zugang zum One-Stop Zentrum, in dem Spezialisten aus vielen verschiedenen Bereichen vereinigt sind. Da erhalten wir Unterstützung für Steuerfragen, Landkäufe, Visas, Arbeitsbewilligungen, und was das Herz sonst noch alles begehrt. 😉 Wir hatten schon bisher mit diesem Büro zusammengearbietet, und es ist gut, diese Leute zu kennen.

Baugesuch

Seit Mitte März ist das Baugesuch eingereicht. Die grösste Herausforderung ist der Übersichtsplan. Der hat sicher schon die vierte Revision hinter sich, und es werden noch mehr kommen. Ein Schlüsselpunkt ist die Tankstelle und der Zugang zum Grundstück. Jetzt ist der Ingenieur von Puma, der Tankstellenkette daran, diesen Zugang noch zu optimieren. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber wir müssen zuerst eine grunsätzliche Baubewilligung für das Grundstück haben, bevor wir weitere Bewilligungen mit anderen Behörden angehen können. Bisher bin ich nicht an gutes Kartenmaterial heran gekommen. Jede Behörde misst wieder etwas aus und macht Karten, aber die werden nicht zusammengetragen. Ich habe jetzt mal begonnen, selber eine Karte aufzunehmen. Dazu ein paar Erklärungen.
Davor ist ein 60 m breiter Baumgürtel. wir rechnen damit, dass wir in diesen Baumgürtel hinein bauen werden dürfen, da der Anschluss an die Strasse auch von der Seite her kommen wird.
Dahinter ist grün der Dambo, ein Sumpfgebiet um den Bach. Wir werden ein Projekt eingeben, wie wir diesen Dambo gestallten wollen. Die Idee ist, dass wir diesen renaturieren, und als Naherholungsgebiet gestalten. Wenn das bewilligt wird, dann können wir das ganze Gebiet unserem Grundstück angliedern.
Die Orange Linie ist mein Track, mit dem ich die Grenzsteine aufgenommen habe, um das Grundstück verorten zu können.

Solaranlage

Auf allen Dächern sind Solaranlagen geplant, die rund das zehnfache des Eigenbedarfs an Energie produzieren können. Das heisst, wie haben das ambitiöse Ziel, mit der ESCOM, dem Energieversorger Malawis, einen Vertrag abzuschliessen der regelt, wer was bezahlt, und zu welchem Tarif wir den Strom verkaufen können. Malawi ist im Moment dabei, den Strommarkt zu liberalisieren. Das führt zu Unsicherheiten, ist aber auf der anderen Seite eine Chance, da vieles im Fluss ist. Wir hatten ein paar Instanzen abzuklopfen, bis wir schliesslich beim Direktor Stromerzeugung landeten, der recht genau weiss, wie das aufzugleisen ist. Es gibt beim Flughafen bereits eine Solaranlage, die uns als Vorbild dienen wird. Auch dort wird Strom ins öffentliche Netz eingespeisst. Es ist klar, dass wir vor allem ein gutes Abkommen brauchen, sonst dürfen wir die Investition nicht wagen. Für unseren Business Park bedeuten die Solaranlagen vor allem eine sichere Stromversorgung, was längst nicht immer gewährleistet ist.

Unternehmerförderung

Wo immer wir unseren Businesspark vorstellten, wiesen wir auch darauf hin, dass wir Unternehmer hauptsächlich aus dem Bauhandwerk fördern wollen. Auch in dem Bereich nehmen unsere Vorstellungen immer klarere Formen an. Aber es ist auch offenslchtlich, dass wir da Neuland betreten. Häuser bauen, das ist eines, da wissen die Architekten und Ingenieure wie das geht, aber Jungunternehmer fördern, das ist keine vertraute Vorstellung. Wir haben vier Bauunternehmer eingeladen, eine Offerte zur Erstellung des Rohbaus abzugeben. Wir wollten die unbedingt persönlich kennen lernen, und ihnen ein paar Fragen stellen. Dabei habe ich festgestellt, dass die kaum Angestellte haben. Die Firma besteht meist aus einem Kalkulator, Vorarbeitern und einem Buchhalter. Dann werden Hanwerker für ein bestimmtes Projekt angestellt. In den wenigsten Fällen haben diese Handwerker eigentliche Firmen und Teams aufgebaut. Da herrschen mehr Taglöhner Zustände. Kein Wunder, dass selten jemand die Qualität bringt! Auch fällt auf, dass ein starkes Zweiklassendenken vorherrscht. Die dünne Oberschicht, die dann meist einen Uni-Abschluss hat, nimmt Handwerker schlicht nicht wahr. Mit denen beschäftig man sich nicht, klagt aber dauernd, dass die die Qualität nicht bringen. Das Lohngefälle zwischen den beiden Gruppen ist locker Faktor 10! Steht man auf die Seite der Handwerker, ist der Minderwert unverkennbar. Ihnen kommt es nicht im Traum in den Sinn, sich auf die gleiche Stufe mit den Akademikern zu stellen. Jch denke, die wenigsten sind sich bewusst, wie stark diese Haltung die ganze Gesellschaft daran hindert, sich zu entwickeln. Und wir Europäer sind uns nicht bewusst, wie stark uns das christliche Menschenbild geprägt und freigesetzt hat.

An den Themen werden wir sicher arbeiten. Im November haben wir Landa Cope für eine Woche nach Malawi eingeladen. Sie hat das Buch "The Old Testament Template" geschrieben. Weil mich das Buch gepackt hat, habe ich schon vor Jahren einen Teil davon übersetzt. Hier lässt sich das nachlesen.

Aber wie finden wir die Handwerker und Unternehmer? In Malawi gibt es mehrere Institutionen, die Berufsbildungen anbieten und Berufsleute unternehmerisch schulen. Wir haben erste verheissungsvolle Kontakte zu Leitern dieser Einrichtungen geschaffen, und werden diese weiter intensivieren.

 

Baubüro

Wir stecken in einer typischen Pionierphase. Wir sollten die Räume eigentlich schon haben, die wir bauen wollen. Wir brauchen ein temporäres Büro, Lagerraum und eine Werkstatt auf der Baustelle, damit wir funktionieren können. Die Materialbeschaffung ist aufweniger als bei uns. Vieles muss rechtzeitig beschafft, und sicher gelagert werden, sonst ist man auf der Baustelle ständig am warten. Dann sind wir bereit, dass auch Spezialisten aus der Schweiz für ein paar Wochen mithelfen können. Unser Ziel ist es, dass wir dann jeweils junge malawische Handwerker oder Unternehmer haben, die gerne mitarbieten, und neues lernen.
Investoren

Bald sind wir bereit, um mit dem Bau beginnen zu können. Vorausgesetzt, es lassen sich wieder ein paar Investoren begeistern, in das Projekt einzusteingen. Die ganze Finanzierung ohne Banken zu machen, ist natürlich ambitiös. Auf der anderen Seite ist es sehr ermutigend zu sehen, wieviele potentielle Mieter grosses Interesse haben an guten Büros. Auch die Tankstelle wird ein guter Kostenträger werden. Das braucht es auch, denn die Investitionen in die Ausbildung und Förderung von Unternehmern wird nicht primär für King's Real Estate gewinnbringend sein, und schon gar nicht kurzfristig.

Es gäbe noch viel zu schreiben. Die Pendenzenliste wird immer länger und konkreter. Es sind viele ganz praktische Dinge anzugehen, mit denen ich niemanden langweilen will. Es ist schön zu sehen, wie es Formen annimmt, und wie das Netzwerk wächst. Und bald wird es auch für Schweizer Betriebe Raum geben, in dem sie sich in ihrem Fachgebiet investieren können.