April 2015 - Die Planung beginnt

Reise August 2015

Ich bin zurück aus Malawi. Am 24. Juli, auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt, stand ich zum ersten mal auf unserem Grundstück! Vor mir lagen sicher 2 Hektaren Land, die von einer Planiermaschine frisch ausnivelliert wurden. Auf zwei Seiten wird das Grundstück von einem Bach mit Sumpf umgeben, zur Strasse hin ist ein 60 m breiter Landstreifen, der als „Baumgürtel“ vermessen ist, und auf der letzten Seite liegt das Nachbargrundstück, das die chinesische Firma CAMCO gekauft hat. Sie wird ein Verkaufszentrum für Bau- und Landschaftsmaschinen bauen.
In Malawi ist allen klar, dass Abmachungen und Unterschriften wichtig sind, aber wenn man Land kauft ist das aller wichtigste, dass man seinen Anspruch unmissverständlich deutlich macht. Man gräbt unverzüglich Fundamente, baut eine Mauer, oder - wie wir es machten - schickt den Strassenhobel aufs Land, und schafft Tatsachen. so ging man wohl vor, lange bevor Land vermessen und Pläne erstellt wurden.

Ich hatte in meinem Rucksack einen Satz Dokumentationen der Version 1.0 unseres Projektes (Download PDF 6MB). Aufgabe war es nun, mit den verschiedensten Behörden und Planern das Projekt zu besprechen, und die verschiedenen Baueingaben vorzubereiten. Hier nun mein Versuch, Euch kurz und bündig teilhaben zu lassen, was ging, und wo wir jetzt etwa stehen.
Highlights:
- Die Grenzsteine sind gesetzt. Es war nur noch einer vorhanden. Die anderen sind dem Strassenhobel zum Opfer gefallen. Auch die nähere Umgebung ist ausgemessen. Ein topografisches Profil war schon vorher erstellt worden. Jetzt können wir die Umgebung richtig planen. Der Bereich Bach/Sumpf (Dambo) sieht ziemlich anders aus, und ist weniger gross, weil bisher nicht vermessenes Land überbaut wurde. Die Pläne, die wir bisher hatten, waren aus den 70-er Jahren. Der einzige Grenzstein, den wir noch gefunden haben

  • Mündlich haben wir die Zusage, dass wir den Baumgürtel bis auf 15 m verwenden dürfen. Wir wissen, wie wir die entsprechende Eingabe zu formulieren haben. Die 4500 m² werden umgezohnt, und wir werden die zu einem moderaten Preis vom Staat leasen können.
  • Mündlich haben wir die Zusage, dass wir den Dambo hegen und pflegen dürfen. Wir müssen ein Projekt eingeben, das von den Behörden auf Umweltverträglichkeit hin geprüft wird. Wenn wir das erfüllen, erhalten wir ein Zertifikat, und können den Dambo so gestalten, dass er unser Grundstück abrundet, und bereichert. Zu dem Zweck waren wir mit einem versierten Landschaftsarchitekten zusammen, der uns einen Vorschlag ausarbeitet, und einen KV macht.

Das sind die Kernpunkte, die wir auf dem Schlitten haben müssen, bevor wir eine Baueingabe machen.

  • Der Elektroingenieur Charles Mvula klärt uns ab, wie wir am unkompliziertesten an einen Stromanschluss auf dem Grundstück kommen. Wir werden an einem geeigneten Ort einen Schopf stellen mit einem Container, der uns als Baubüro und Werkstatt dienen wird.
  • Der Architekt Collins Kaunda macht uns eine Offerte, was seine Arbeit kostet, wenn er die Planung vor Ort übernimmt, und die Baueingabe macht. Von ihm und seinem Team habe ich einen sehr guten Eindruck. Er hat uns auch viele Kennzahlen gegeben, die mir für die Erstellung des KV nützlich sein werden.
  • Das Treffen mit Puma, der grössten Tankstellenkette in Malawi, war sehr ermutigend. Da haben wir klare Vorgaben und können kalkulieren. Sie unterstützen uns auch in der Planung der Tankstelle.
  • Wir haben jetzt bei Ecobank ein Kwacha- und ein Dollar - Konto.

Frustrationen:

  • Ich bemühe mich seit Monaten um anständige Pläne. Jetzt hat mir der Ingenieur von Malawi Housing Corporation seinen Grundlageplan vorgelegt. Einen Fetzen aus den siebziger Jahren! Das ist fast nicht zu überbieten! Ich vermute, dass ich noch nicht an die Quelle vorgestossen bin. Ich hoffe es…

  • Als ich beim Architekten nach dem Baureglement fragte, sagte er mir, das hätte er auch gerne. Das sei in einem permanenten Provisorium, weil geändert werde, und von den Autoritäten die Änderungen nicht bewilligt werden, bevor wieder neue Änderungen ins Spiel kommen. Darum werden sie nicht publiziert. Dazu muss gesagt werden, dass die Beamten die Provisorien am liebsten selber kreieren, wenn sie nicht bestehen, damit sich Lücken für korrupte Geschäfte auftun. Also hat von Seiten der Regierung und Beamten niemand so richtig den Willen, den Provisorien ein Ende zu machen. Das gehört zum Wesen der Korruption.
  • Aus mir nicht erklärlichen Gründen haben wir immer noch keine Unterlagen für das Online Banking. Die Kommunikation ist immer noch harzig, obwohl wir die Verantwortlichen alle getroffen haben. Die Ecobank wurde uns empfohlen, aber es gibt dann auch noch andere. Das ganze Finanzwesen ist katastrophal zeitaufwendig. Wie immer, gibt es auch Ausnahmen: In Malawi kann man aus jedem Handy ein Bankkonto machen, und Zahlungen an andere Handybesitzer vornehmen. Aber das ist eben Privatwirtschaft, das Bankenwesen kann man in Malawi getrost den Behörden und Ämtern zuordnen. Nachtrag: inzwischen habe ich die Daten erhalten, und bin operationell!

Daneben haben wir viel zusammen und mit anderen über praktische Lösungen gesprochen, Raumbedürfnisse abgeklärt, Kennzahlen eingeholt. Jetzt werden wir die Version 2.0 entwerfen können, und einen Kostenvoranschlag etablieren. Für das malawische Seco müssen wir einen Businessplan vorlegen mit allem Drum und Dran. In der Form hilft uns da Nation, der Sprecher des Finanzamtes. Er ist stark in so Sachen, das hat man im Gespräch sofort gemerkt. Zahlen liefern ist natürlich unsere Sache.

Wir haben uns auf dem Markt umgeschaut, was an Fenstern und Türen verfügbar ist. Überrascht hat mich dabei eine ägyptische Firma, die nicht nur recht gute Aluminium Fenster und Türen in Lilongwe fabriziert, sondern auch laminierte Gläser herstellt! Das hatte ich nicht erwartet. Hier ein Blick in das Gestell eines Fensterbauers. Es sind vor allem Profile aus Dubai und Südafrika drin. In jüngerer Zeit werden auch viele chinesische Profile importiert, aber die ägyptischen bieten im Moment wohl das beste Preis/Leistungs Verhältnis.

Auf einer Baustelle, die wir besuchten, hat uns der Bauleiter die Produktion der Mauersteine gezeigt. Die Steine werden aus einem Gemisch von Erde, Sand und Zement vor Ort produziert. Ein gutes Beispiel dafür, dass Arbeit günstig ist, und die Transporte teuer. Die Steine werden dann die ersten paar Tage mit Stroh abgedeckt, und regelmässig befeuchtet, dass sie gut aushärten. Durabric

Lernen
Shephen Mbewe hat mir zugesagt, dass er Ende Oktober nach Malawi kommt. Wir kennen ihn via Merci Air. Wir haben ihn mal in Mozambik, und er uns in der Schweiz besucht. Er ist mit der Engländerin Caitlin verheiratet, hat drei Töchter und lebt jetzt in England. Seine Eltern sind aus Lilongwe, er spricht also Chechewa, die zweite Amtssprache in Malawi. Er ist Landesleiter bei JMEM für Mozambik und hat 14 Jahre lang die Missionsarbeit im Sambesi-Delta aufgebaut. Eigentlich hat er mir schon vor Jahren versprochen zu helfen, wenn die Vision Gestalt annimmt. Wir verstehen uns sehr gut. Das ist so eine der Begegnungen, die man weder machen noch bezahlen kann! Ziel im Herbst ist, dass vor Ort ein Team gebildet werden kann, und da bin ich sehr froh, wenn Shephen die Leute auch kennen lernt, und seinen Rat geben kann. Er hat ständig mit Teams zu tun. Dann wollen wir auch eine erste Schulung/Seminar anbieten, Hauptsächlich für all die Leute, die jetzt im Netzwerk sind, und zum Teil für alle Interessierten.

Ich freue mich, dass die Dinge jetzt ins Rollen kommen! Ich empfinde, dass wir viel Gunst erlebt haben, und dass das Netzwerk vor Ort gesund wächst.  Es wird spannend!

Am Rande und mitten drin...
Es waren sehr intensive Arbeitstage, und doch lerne ich jedes mal Malawi und seine Menschen besser kennen. Diesmal traf es sich, dass ein Bruder von Ivy Tembo heiratete. Über das Wochenende waren wohl 40 Verwandte in und ums Haus! Hier ein paar Eindrücke.

In Malawi treffen grosse Gegensätze aufeinander. Hier das neue Stadion in Lilongwe mit 40 000 Plätzen, das von chinesischen Firmen im dreischicht-Betrieb gebaut wird. Im November soll es eröffnet werden.